Immer wieder heißt es: Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft schadet dem Kind und der schwangeren Frau. Doch ist an der Aussage wirklich etwas dran oder handelt es sich hierbei um einen längst überholten Mythos? Wir klären auf!
Tatsächlich gibt es einige Gerüchte, dass Sex in der Schwangerschaft schädlich für das Kind wäre. Fakt ist aber: Keine Frau muss aber während einer normal verlaufenden Schwangerschaft auf Sex verzichten – die Betonung liegt hier auf normal. Besondere Umstände erfordern natürlich doch eine Veränderung des Verhaltens. In aller Regel ist es aber vollkommen unbedenklich, sich mit dem Partner im Bett zu wälzen, wenn es sich für beide gut anfühlt. Sicherlich verändert sich das Liebesleben während der neunmonatigen Schwangerschaft mit den einhergehenden physischen und psychischen Veränderungen.
Viele Väter machen sich außerdem Sorgen, sie könnten das Ungeborene verletzen, dies funktioniert aber rein aus anatomischen Gründen nicht. Sicher ist: im Normalfall ist das Kind in der Schwangerschaft durch Muskeln, Gewebe und Fruchtwasser in der Gebärmutter optimal geschützt. Stöße und Erschütterungen beim Geschlechtsverkehr schaden dem Ungeborenen überhaupt nicht.
Veränderungen im Verlauf der Schwangerschaft
1. Trimester
Im ersten Drittel der Schwangerschaft sind Frauen meistens von unangenehmen Symptomen wie Übelkeit, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und schmerzenden Brüsten geplagt. Die Lust auf Sex ist bei vielen Schwangeren in den ersten drei Monaten eher gering. Falls Dich die Lust aber überkommt, so spricht aus medizinischer Sicht aber auch in der ersten Phase der Schwangerschaft nichts dagegen, sich dieser hinzugeben. Wie bereits erwähnt: Sofern die Schwangerschaft normal und ohne Komplikationen verläuft, besteht kein Risiko für das Ungeborene. Falls es aus medizinischer Sicht Bedenken oder Risikofaktoren gibt, wird Dich dein Frauenarzt in jedem Fall explizit darauf hinweisen, vorerst besser auf Sex zu verzichten.
2. Trimester
Besonders im zweiten Trimester verspüren viele Frauen eine erhöhte Lust auf Geschlechtsverkehr. Hier beginnt eine ganze neue Phase, in der viele sinnliche und erotische Erfahrungen möglich sind. Dies ist auf eine Hormonumstellung zurückzuführen und sorgt dafür, dass die Genitalien der Frau besser durchblutet und empfindlicher werden. Außerdem kommt es zu einer erhöhten Produktion von Scheidensekret. Dies führt bei den meisten Frauen dazu, dass sie schneller und intensiver zum Höhepunkt kommen als üblicherweise.
3. Trimester
Der wachsende Bauch kann für Rückenschmerzen und Unwohlsein sorgen. Aber auch Sodbrennen und das Austreten von Vormilch aus der Brust hemmt die Lust auf Sex. Der große Babybauch macht es zusätzlich schwierig eine passende Stellung beim Geschlechtsverkehr zu finden. Die meisten Frauen empfinden sitzende oder seitliche Positionen als angenehm. Aber auch kurz vor der Geburt besteht aus gynäkologischer Sicht kein Risiko für das Baby durch Geschlechtsverkehr.
Ganz im Gegenteil: die, durch den Sex verursachten Glücksgefühle spürt auch das Ungeborene. Zudem gilt Sex als gutes Beckenbodentraining, welcher wiederum einen Einfluss auf das Lindern und Vorbeugen von Beschwerden und auf eine komplikationslosere Schwangerschaft haben kann.
Hebammentipp:
Sex ist außerdem ein bekannter Wehenauslöser, wenn der Geburtstermin zum Beispiel schon überschritten ist. Das Sperma enthält das Hormon Prostaglandin, welches den Muttermund erweichen und lockern kann. Keine Sorge: die wehenauslösende Eigenschaft von Geschlechtsverkehr funktioniert auch nur dann, wenn es an der Zeit und der Körper und das Baby wirklich bereit dazu sind.
Hygiene während der Schwangerschaft
Mann und Frau sollten beim Sex während der Schwangerschaft allerdings noch stärker als sonst auf ausreichend Hygiene achten. Denn Infektionen, die durch mangelnde Hygiene entstehen, können zu vorzeitigen Wehen und Frühgeburten führen. Reines Wasser reicht für eine stabile Intimpflege aus, um so vor allem bei der Frau das empfindliche, schützende Milieu der Scheide zu erhalten.
Blutungen nach dem Sex in der Schwangerschaft
Oftmals kommt es beim Sex in der Schwangerschaft zu leichten Blutungen, da die Genitalien der Frau in der Schwangerschaft deutlich besser durchblutet werden. Diese sind nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge, in den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Kontaktblutungen und halten nur kurze Zeit an. Sollten Blutungen aber völlig unbegründet oder auch gepaart mit Schmerzen auftreten, ist es ratsam, den Frauenarzt zu konsultieren.
Wann werdende Eltern auf Sex verzichten sollten
Manche Pärchen müssen zum Teil aus medizinischen Gründen auf den Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft verzichten, wie zum Beispiel bei Risikoschwangerschaften und klaren Indikationen vom Frauenarzt.
Der Frauenarzt rät von Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft ab, wenn folgende Symptome einer Risikoschwangerschaft zutreffen:
- Schwere Infektionen und Blutungen
- Mehrlingsschwangerschaften
- Fruchtwasserverlust
- Vorzeitige Wehen oder Vorzeitiges Öffnen des Muttermundes
- Frühere Früh- oder Fehlgeburten
Wenn diese Punkte vom Arzt ausgeschlossen werden können, steht dem Spaß am Sex nichts mehr im Wege! In jeder Phase der Schwangerschaft gilt: Wenn Du dich wohl fühlst und Dir danach ist, besteht kein Grund dich zurückzuhalten, sofern es nicht gynäkologisch angeraten ist, auf den Sex zu verzichten.
Achtet aufeinander, kommuniziert miteinander und sorgt für ausreichend Hygiene. Der Sex während der Schwangerschaft führt zu einer ganz neuen, innigen Verbindung zwischen den werdenden Eltern. Außerdem sind die Glücksgefühle für eure Beziehung und gerade für Schwangere viel Wert.
Wir wünschen weiterhin alles Gute!